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Studienfahrt Berlin – politischer „Bildungsurlaub“ und eine wirklich bildende Erfahrung

Studierende und Schülerinnen und Schüler vor der abendlich beleuchteten Kuppel des Reichstagsggebäudes mit Tessa Ganserer
Studierende (und eine Gruppe Schülerinnen und Schüler eines Nürnberger Gymnasiums) zusammen mit der Bundestagsabgeordneten Tessa Ganserer

Das Bundespresseamt bietet allen Abgeordneten die Möglichkeit, Bürgerinnen und Bürger auf eine politische Bildungsreise nach Berlin einzuladen. Durch die Initiative von Prof. Dr. Martin Nugel und Dorothee Petersen, Lehrbeauftragte, war es Soziale Arbeit-Studierenden des praxisbegleitenden Seminars „Demokratiebezogene und gesellschaftspolitische Soziale Arbeit“ möglich, auf Einladung der Abgeordneten Tessa Ganserer, Bündnis 90/Die Grünen, nach Berlin zu reisen. Begleitet wurde die Gruppe von Harald Fuchs, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Wahlkreisbüro Nürnberg. Tobias Ros berichtet von der dreitägigen Studienfahrt nach Berlin mit vollem Programm:

"Als erste Station stand ein Besuch in der Bundeszentrale für politische Bildung auf dem Plan. Die Modedesignerin Zoe Sebanyiga hielt einen Vortrag zum Thema Rassismus und Hass. Sie zeigte, auf welche Weise sie ihre Arbeit mit politischem Aktivismus verbindet und lud anschließend zur Diskussionsrunde ein. Die Studierenden konnten sich dann im Medienzentrum der Bundeszentrale für politische Bildung zu verschiedenen gesellschaftspolitischen Problemlagen und Herausforderungen genauer informieren; dort gibt es umfangreiches, kostenfreies Informationsmaterial.

Der zweite Tag begann mit einem geführten Stadtrundgang vom Brandenburger Tor durch das Berliner Regierungsviertel. Wir kamen vorbei an der eindrucksvollen Fassade des dritten Parlamentsneubaus, dem Marie-Elisabeth-Lüders-Haus, direkt an der Spree. Es fungiert als Informations- und Dienstleistungszentrum des Parlaments und überbaut die ehemalige innerstädtische Berliner Mauer. Am gegenüberliegenden Ufer erinnern acht weiße Kreuze an die Menschen, die beim Versuch an dieser Stelle die innerdeutsche Grenze zu überqueren ums Leben kamen. Mit „Dem Sprung über die Spree“ ging es über die Brücke Richtung Paul-Löbe-Haus auf die ehemals Westberliner Seite. Von hier aus sind die Kita des Bundestages und das Gebäude der Bundespressekonferenz zu sehen. Weiter ging es, vorbei an Bundeskanzleramt und Reichstagsgebäude, zum Sinti-und-Roma-Denkmal im Tiergarten. Es erinnert an die bis zu 500.000 Menschen die zwischen 1933 und 1945 unter dem Nationalsozialistischen Terrorregime als „Zigeuner“ verfolgt und ermordet wurden. Der Rundgang endete am Pariser Platz in der Nähe der US-Amerikanischen Botschaft. Von hier aus ist auch die Botschaft der Russischen Föderation zu sehen, vor der, seit Beginn des russischen Vernichtungskrieges in der Ukraine, immer wieder Kundgebungen und Demonstrationen stattfinden.

Am Nachmittag ging es weiter zum Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Nach einem Vortrag über die Arbeit des Ministeriums hatten wir die Möglichkeit einem Mitarbeiter des Referats „Grundsatzangelegenheiten Demokratie und Vielfalt“ unsere Fragen zu stellen. Das passte sehr gut zum geplanten Demokratiefördergesetz, mit dem wir uns im Seminar schon auseinandergesetzt hatten.

Als nächster Programmpunkt stand der Besuch im Deutschen Bundestag an. Während einer Plenarsitzung hatten wir die Möglichkeit verschiedene Abgeordnete aus den unterschiedlichen Fraktionen dabei zu beobachten, wie über Themen aus den Bereichen Inneres und Heimat debattiert wurde. Ich finde es persönlich erschreckend, wie stark die Worte des Abgeordneten Dr. Gottfried Curio aus der AfD Fraktion bei dem Thema Migration an die Rhetorik der menschenverachtenden NS-Propaganda erinnern. Nach dem Besuch der Plenarsitzung gab uns die Politikerin Frau Tessa Ganserer aus der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen Einblicke in ihre Arbeit als Abgeordnete im Deutschen Bundestag. Von der Kuppel des Reichstagsgebäudes bot sich uns der Ausblick über das Regierungsviertel und das nächtliche Berlin. Bei einem gemeinsamen Abendessen in einem Restaurant hatten wir noch einmal die Möglichkeit der Abgeordneten Tessa Ganserer unsere Fragen zu stellen.

Tag drei startete mit dem Besuch des Dokumentationszentrums Topographie des Terrors in Kreuzberg. Im Zentrum der Hauptstadt befand sich an diesem Ort während des Nationalsozialistischen Terrorregimes die Zentralen der Geheimen Staatspolizei und der SS. Der Erinnerungsort erinnert an den Terror und die europaweit verübten Verbrechen an der Menschlichkeit durch die Täter im Nationalsozialismus. Neben der Darstellung des Terrorsystems nimmt insbesondere die Darstellung der verschiedenen Opfergruppen des NS-Regimes einen hohen Stellenwert ein.

Den Abschluss unserer Studienfahrt bildete ein Gespräch mit einer Vertreterin der Trägergruppe Gesellschaftspolitische Jugendbildung der Evangelischen Kirche Deutschlands. Hierbei wurde deutlich wie sehr die strukturelle Ebene (Gesetzgebung, Finanzierung) mit der Mikroebene (sozialpädagogisches Handeln vor Ort) verknüpft sind.
Fazit: Eine wirklich bildende Erfahrung für uns als Gruppe!"

 

Text: Tobias Ros, Martin Nugel, Foto: Martin Nugel