10. Forum Forschung • Entwicklung • Transfer

23.01.2020 - 09:30 bis 15:30
Raum
S 1.15 1. OG
Ort
Evangelische Hochschule Nürnberg, Bärenschanzstr. 4, 90429 Nürnberg

Eine offene Veranstaltung für Lehrende, Mitarbeitende, Studierende und die interessierte Öffentlichkeit mit Beiträgen aus laufenden und abgeschlossenen Forschungs- und Entwicklungsprojekten der EVHN. Die Themen am 23. Januar 2020 sind: "Lernen am „Täterort": Empirische Befunde zur Auseinandersetzung mit Täterschaft und Propaganda", "Wenn A, dann B. – Philosophie meets Entwickelnde aus Natur- &  Technikwissenschaften, Automobil-industrie & Smart Textiles", "Vermitteln Fachkräfte mit mehr Handlungsspielräumen nachhaltiger? Befunde zu sozialen Innovationen in der Bundesagentur für Arbeit", "Implementierung innovativer Ergebnisse der Suchtforschung in die Praxis Sozialer Arbeit: Ein Blick in die Black Box" und "„Heute bin ich weiter im Leben…“ – Erfahrungsprozesse in Wiener Krisenzentren".
Eine Anmeldung ist nicht notwendig.

9.00 Uhr Begrüßung

9.35 Uhr
Lernen am „Täterort“: Empirische Befunde zur Auseinandersetzung mit Täterschaft und Propaganda
Karl-Hermann Rechberg, Dipl.-Soz.päd. (FH)

Zu Orten der NS-Erinnerungsarbeit gehören auch sogenannte „Täterorte“, an denen nicht die Opfer, sondern die Täterinnen und Täter im Mittepunkt stehen. In der vorgestellten Untersuchung wurden zum ersten Mal auf Grundlage empirischer Daten von jugendlichen Besuchenden die dabei stattfindenden Lernprozesse erforscht. Befragt wurden Schülerinnen und Schüler, die an einer Geländebegehung auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände in Nürnberg teilgenommen haben. Zu diesem Zweck wurden 36 Gruppendiskussionen mit 207 Teilnehmenden geführt und mit der dokumentarischen Methode ausgewertet. Im Vortrag wird ein Teil der Ergebnisse vorgestellt. Zum einen wird gezeigt, dass im Rahmen der pädagogischen Arbeit Annäherungsprozesse der Lernenden an die Täterinnen und Täter entstehen können. Zum anderen zeigen sich auch Hinweise für die Förderung einer angemessenen und konstruktiven Auseinandersetzung mit dieser Personengruppe.

10.30 Uhr
Wenn A, dann B. – Philosophie meets Entwickelnde aus Natur- & Technikwissenschaften, Automobilindustrie & Smart Textiles
Dominik Kemmer M.A.

Im Projekt „PowerGrasp“ wurde eine intelligente, soft-robotische Arm-Hand-Finger-Orthese zur Kraftunterstützung bei händischen Tätigkeiten entwickelt. Das Projekt wurde in Kooperation von insgesamt neun Projektpartnern durchgeführt und mit einer Summe von 3,35 Millionen Euro durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Die EVHN war dabei als Projekt-Partner für ELSI (Ethical, Legal, Social Implications) mit der sogenannten ethischen Begleitforschung betraut, die mittlerweile zu einer etablierten und notwendigen Konstante bei Projekten zur Technik-Entwicklung im Rahmen der Mensch-Technik-Interaktion geworden ist. Im Vortrag werden die Hintergründe und die Herausforderungen für eine ethische Begleitforschung aufgezeigt und zentrale Erkenntnisse der ethischen Begleitforschung vorgestellt. Ein besonderer Fokus wird auf die hilfreiche Rolle gelegt, die philosophische Untersuchungen von Implikationen bei der ethischen Evaluation und Begleitung solcher Projekte haben. Dies ist ein Beispiel dafür, wie Philosophie, Logik und Ethik sinnvoll und fruchtbar in die Praxis der Technikentwicklung eingebracht und zum Erfolg eines vorwiegend technischen Entwicklungsprojekts beitragen können.

11.30 Uhr
Vermitteln Fachkräfte mit mehr Handlungsspielräumen nachhaltiger? Befunde zu sozialen Innovationen in der Bundesagentur für Arbeit
Prof. Dr. Carolin Freier

Mit mehr Handlungsspielräumen die eigenen Arbeitsprozesse gestalten und die Beratung in der Arbeitsvermittlung zu verbessern – das war das Ziel eines Modellprojektes der Bundesagentur für Arbeit. Fach- und Führungskräfte in drei Agenturen für Arbeit erhielten mehr Handlungsspielräume in einer von zentralen und organisationalen Regelungen geprägten Arbeitsvermittlung – gesetzliche Vorgaben blieben jedoch gleich. Der Beitrag stellt Evaluationsergebnisse des sozialen Innovationsprozesses in der Arbeitsvermittlung durch das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung vor. Ein zentraler Befund ist, dass die Handlungsspielräume genutzt wurden, um die Arbeitsvermittlung nachhaltiger zu gestalten. Fachkräfte intensivierten individuelle Betreuungsformate und ihre Adressatenorientierung. Ob sich soziale Innovationen in der Arbeitsvermittlung jedoch stabilisierten, war abhängig von organisationalen Anerkennungsmechanismen sowie strukturellen Rahmenbedingungen wie der Arbeitsmarktsituation. Die Befunde basieren auf der inhaltsanalytischen Analyse von Dokumenten, leitfadengestützten Interviews und Gruppendiskussionen mit Beschäftigten in drei Agenturen für Arbeit.

13.30 Uhr
Implementierung innovativer Ergebnisse der Suchtforschung in die Praxis Sozialer Arbeit: Ein Blick in die Black Box
Prof. Dr. Joachim Körkel

Der größte Teil wissenschaftlicher, praxisrelevanter Erkenntnisse „versandet“ und gelangt nicht in die Praxis – was notwendige Innovationen verhindert. Die Implementierungsforschung („implementation science“) und Organisationsentwicklung („change management“) beschäftigen sich mit der Veränderung dieses „science to service gap“: Wie können fachliche Neuerungen, die als wirksam und sinnvoll befunden werden, derart Eingang in die Arbeitsabläufe von (sozialen) Einrichtungen finden, dass sie zu festen Größen des Arbeitsalltags werden? Der Vortrag berichtet von mehreren Projekten zur Implementierung Zieloffener Suchtarbeit in Sucht-, Wohnungslosen- und Sozialpsychiatrischen Einrichtungen und geht auf die einzelnen Komponenten systematisch geplanter Implementierungsprozesse sowie ihre Erfolgsfaktoren und Hürden ein – und auf welche Überraschungen man sich einstellen kann …

14.30 Uhr
„Heute bin ich weiter im Leben…“ Erfahrungsprozesse in Wiener Krisenzentren
Prof. Dr. Edina Normann

Wie werden pädagogische Arbeitsprozesse in Krisenzentren erlebt? Was wird als relevant, was eher als belastend empfunden? Motiviert durch eine mittlerweile 12-jährige Kooperation mit Wiener Einrichtungen werden Motivstrukturen ehemaliger jugendlicher Bewohner stichprobenartig in den Blick genommen. Deren ‚Bewältigungsbilanzen‘ werden anhand problemzentrierter Interviews analysiert. Aus der Retrospektive ergeben sich so wichtige Hinweise für die Praxis, inwieweit die erlebte Zeit als sinnstiftend für die eigene biographische Entwicklung gesehen und eingeschätzt wird.

 

Kontakt

Senatsausschuss für Forschung – i.V. Prof. Dr. Joachim König – Vizepräsident für Forschung