9. Forum Forschung • Entwicklung • Transfer

04.07.2019 - 09:30
Raum
S 1.15 1. OG
Ort
Evangelische Hochschule Nürnberg, Bärenschanzstr. 4, 90429 Nürnberg

Eine offene Veranstaltung für Lehrende, Mitarbeitende, Studierende und die interessierte Öffentlichkeit mit Beiträgen aus laufenden und abgeschlossenen Forschungs- und Entwicklungsprojekten der EVHN. Die Themen am 4. Juli sind: "Was macht frei? – Zur bleibenden Bedeutung einer Grundeinsicht in Martin Luthers Theologie", "„Bestürzung und Trauer waren bei mir die Kernemotionen.“ Grundlegung eines persönlichkeitsstärkenden Praxisbegleitungs-konzepts für die praktische Pflegeausbildung", "Macht der Sozialstaat glücklich? Erkenntnisse aus der ökonomischen Glücksforschung", "Die Unerträgliche Leichtigkeit des Seins: Es geht uns gut. Es geht uns besser denn je." und "Kooperation ist klasse, Wettbewerb auch!".
Eine Anmeldung ist nicht notwendig.

 

9.35 Uhr
Was macht frei? – Zur bleibenden Bedeutung einer Grundeinsicht in Martin Luthers Theologie
Michael Kuch

Martin Luthers Theologie hat Implikationen, die in ihrer anthropologischen Bedeutung über den spezifischen Fachdiskurs hinausgehen und das heutige Denken ganz grundsätzlich inspirieren, aber auch herausfordern können. Das gilt insbesondere für sein Verständnis von Freiheit in ihren Bedingungen, Möglichkeiten und Grenzen. Es zielt auf das Zentrum menschlicher Existenz und fragt von daher, wie es zu einer Lebenspraxis kommen kann, in der das Gefühl von Freiheit zum Ausdruck kommt und Gestalt gewinnt. Wie kann es unter den Bedingungen der Gegenwart erfahren und geteilt werden? Eine anthropologische Erkenntnissuche in theologischer Perspektive.

 

10.30 Uhr
„Bestürzung und Trauer waren bei mir die Kernemotionen.“ Grundlegung eines persönlich­keitsstärkenden Praxisbegleitungskonzepts für die praktische Pflegeausbildung. 
Claudia Winter

Die tägliche scham- und ekelbesetzte Begegnung mit alten und kranken Menschen, mit deren psychischen Nöten, mit dem angstmachenden Tod, aber auch der ökonomische Druck sowie der steigende Personalmangel führen dazu, dass Auszubildende bereits während der praktischen Aus­bildung oder kurz danach überlegen: Flüchten oder Standhalten? In einer qualitativen Studie werden emotionale Herausforderungen für Auszubildende der Gesundheits- und (Kinder)Kran-kenpflege untersucht. Dazu werden Erlebnisse Auszubildender beschrieben und anhand des pflegewissenschaftlichen und pflegepädagogischen Diskurses erklärt und erläutert. Ausgehend von den empirischen Erkenntnissen wird ein Konzept skizziert, mit dem Auszubildende entlastet und persönlich gestärkt werden könnten: Sie sollen ‚lernen‘, indem sie eigene Erlebnisse reflektie­ren. Gelernt werden soll mit methodischen Ansätzen wie dem szenischen Lernen, ethischen Fall­diskussionen, der kollegialen Beratung, der Arbeit mit historischen Quellentexten oder mit kreati­ven Materialmedien, wie sie auch in der Supervision verwendet werden. Abschließend gibt es zu den konzipierten Begleitungsthemen didaktisch-methodische Impulse sowie Umsetzungshinweise, mit denen Lehrende eine reflexionsförderliche Praxisbegleitung durchführen könnten.

 

11.30 Uhr
Macht der Sozialstaat glücklich? Erkenntnisse aus der ökonomischen Glücksforschung
Klaus Schellberg

Mehr Geld macht nicht immer glücklicher, das ist eine der großen Erkenntnisse der ökonomischen Glücksforschung, doch umgekehrt scheint wenig Geld eher unglücklich zu machen. Dies ruft nach sozialem Ausgleich und nach Sozialstaat um Menschen glücklicher machen zu können. Was wissen wir über den Zusammenhang von Sozialstaat und Glück? Können wir den Sozialstaat mit dem höheren Glück von Menschen begründen? Wie wirken soziale Unterstützung, Umverteilung, Zivilgesellschaft, Institutionen auf das Glück der Menschen? In diesem Beitrag werden wir ver-schiedene Ergebnisse der Glücksforschung sichten und im Hinblick auf die Wirkung des Sozialstaats untersuchen.

 

13.30 Uhr
Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins: Es geht uns gut. Es geht uns besser denn je.
Andrea Nickel-Schwäbisch

Immer weniger Menschen hungern. Die Kindersterblichkeit geht weltweit zurück. Die Anzahl der bewaffneten Konflikte sinkt kontinuierlich Diese Liste lässt sich problemlos fortsetzen. Hans Rosling führt in seinem Buch „Factfulness. Wie wir lernen, die Welt so zu sehen, wie sie wirklich ist“ viele Beispiele an, wie sich unser Leben global verbessert hat. Warum aber feiern wir nicht den Fortschritt? Warum laufen immer mehr Menschen Populisten nach und wünschen sich auto­kratische Herrscher, die sie „erlösen“? Dieser Frage möchte ichgeht die Referentin im Dialog mit Kollegen, Kolleginnen und Studierendeden Zuhörerinnen und Zuhörern nachgehen.

 

14.30 Uhr
Kooperation ist klasse, Wettbewerb auch!
Richard Pilhofer

Diakonieunternehmen sind nicht vom Himmel gefallen. Sie entstanden durch eine Vielzahl von Einflüssen zu unterschiedlichen Zeiten, veränderten sich kontinuierlich und auch derzeit stehen sie (und die Kirche) vor großen Anpassungsleistungen. Ausgehend von exemplarisch aufgeführten Entwicklungslinien von der Inneren Mission hin zu Diakonieunternehmen wird der Fokus auf die Themen Kooperation und Wettbewerb gelegt. Als Ergänzung werden Bei­spiele aus dem Profit-Bereich vorgestellt. Grundlegend für zukünftige Entwicklungen ist die These, dass sowohl Kooperation als auch Wettbewerb notwendig sind, da gesellschaftliche Herausforderungen weder durch Kooperation noch durch Wettbewerb allein zu lösen sind. Der Ansatz und die Dynamik von Coopetition vereint Entwicklungsweisen von Kooperation und Wettbewerb gleichermaßen. Damit dies praktisch gelingen kann, werden zentrale Wirk­mechanismen von Coopetition in einem Modell dargestellt. Abschließend werden (Handlungs-)Thesen formuliert. „Niemand würde sich an den barmherzigen Samariter erinnern, wenn er nur gute Absichten gehabt hätte; er hatte auch Geld.“ (Margaret Thatcher, Weekend World, 6. Januar 1980).

 

Informationen zu den vergangenen Forschungsforen finden Sie hier.

 

Kontakt

Prof. Dr. Joachim König